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Erinnerungen
- Meine ersten Begegnungen mit BMW - Automobilen
Erinnerungen an die 50´er Jahre, einige "Barockengel" und anderes
Interessantes
Es war kurz nach Ostern 1955, als es mich erwischte:
Ich wurde eingezogen, nein nein, nicht zum Bund, viel schlimmer! Das Aus
für freie Zeiteinteilung, ich mußte in die Schule! Spaß
beiseite, ich bedauerte es tatsächlich, nicht mehr so viel am Fenster
der Keupstraße sitzen zu können, um die vielbefahrene Straße
beobachten zu können. Es fuhren damals noch eine ganze Reihe von Wagen
mit Holzgas, vornehmlich LKW wie der Blitz oder der Ford V8-LKW. Die Polizei
fuhr Käfer oder auch schon Mercedes. Das waren schwarze 170 S mit
einem blauen Blechschild auf dem Dach, worauf "Polizei" stand, ganz ähnlich
befestigt wie ein Skiträger oder Taxischild. In der Früh und
am Abend kam der Laternenmann, um mit einer langen Stange die Gaslaternen
anzuzünden oder zu löschen. Die Lumpen- und Schrottsammler hatten
noch Handwagen, manchmal auch einen Pferdewagen, und eine große Handglocke
"Lumpen, Eisen, Papiiiiier" schallte der Ruf durch die Straße.
Später waren es dann oft verbeulte Tempo Viking oder Matador. Nur
der Kohlenhändler fuhr eine neue Deutz-Zugmaschine in grün mit
schwarzen Kotflügeln und mit 2 Anhängern. Es machte immer einen
Mordslärm, wenn die Kohlen auf die blecherne Waage geschaufelt wurden.
Die Post war schon ganz modern, sie hatte Elektro-Paketwagen, die baute
Lloyd in Bremen.
Das Blaubasaltplaster ließ die Räder tanzen,
an schnelles Fahren war kaum zu denken, besonders wenn es regnete. Da war
die Bodenhaftung mit den Diagonalpneus fast gleich Null. Und einmal, ich
erinnere mich noch genau, es war ein schöner Sommertag, als der 170´er
Polizeiwagen mit Tatütata in einem Höllentempo über das
Pflaster polterte, und er bog so schnell in die Bergisch-Gladbacher-Straße
ein, daß das kurveninnere Hinterrad deutlich abhob. Vor Aufregung
schmiß es mich sogleich, obwohl ich sonst sicher auf den Rollschuhen
stand, und Frau Rabe vergaß vor Staunen ihren Arm zu schwenken. Das
tat sie immer, wenn sie die schwere Einkauftasche trug. Der gegenüberliegende
Arm schwenkte dann stets zum Massenausgleich waagerecht. Einmal hat es
an der Kreuzung auch fürchterlich gekracht! Ein Motorradfahrer, ein
Weltkugel-Ford 12 m und ein VW-Bus waren ineinandergekracht. Der VW-Bus
war von einem Bäcker, und durch die seitliche Doppeltüre war
die halbe Ladung auf die Straße geflogen.
Manchmal saß ich auch nicht am Fenster. Da spielte
ich dann mit dem hölzernen Dorf, dem Plastikzoo und einigen Autos.
Zu der Zeit waren es Sikuautos und ich hatte einige davon. Die Ohren behielt
ich immer offen und nichts mehr hielt mich am Spieltisch, wenn ich ein
Tatütata hörte oder das unverkennbare Räng Räng Räng
des herannahenden schwarzen Krupp Titan mit Dreiachshänger der Spedition
Hupperts. Der kam fast täglich vorbei, ebenso wie der 8000´er
Büssing oder die schwere Kaelble Zugmaschine mit einem Güterwaggon
auf dem Spezialanhänger. Oder der rot lackierte 1,5 tonner Blitz-Krankenwagen
von der Werksfeuerwehr Felten & Giliaume, ein gleicher von der Berufsfeuerwehr
Köln oder ein elfenbeinfarbener vom Roten Kreuz. Die Friedhofsverwaltung
hatte einen schwarzen. Die Feuerwehren waren alle von Magirus, das gehörte
sich so, wenn der Konzern die bekannten grün-gelben Traktoren in Köln-Deutz
produzierte.
Oft war ich auch auf unserem "Hof", dem Betriebsgelände,
das von der Keupstraße aus durch eine Toreinfahrt zu erreichen war.
Sie führte geradewegs unter einem der Mietshäuser hindurch. Unsere
Möbelwagen-Fahrer meinte zwar immer, sie sei sehr eng, auch der hagere
Gustav, der fuhr den Magirus von der Brotfabrik, fluchte immer. Ich hatte
mit meinem Dreirädchen da keine Probleme... . Onkel Josef war Anfangs
der 50´er Jahre Inhaber der kleinen Brotfabrik, er ging nur zu Fuß,
weil er keinen Führerschein hatte und dafür schon viel zu alt
war und zu schlecht sehen konnte, wie er mir zu antworten pflegte. Dafür
sprach auch seine ganz dicke Brille und sein weißes Haar. Später
gab Onkel Josef das Brotbacken auf und stieg bei seinem Neffen ein, dem
dicken Thurn, im Weinhandel. Der mußte gut laufen, denn der dicke
Thurn hatte schon einen BMW 501, der war maronrot und wehe es kam dem funkelnden
Prachtstück jemand zu nahe. Der BrotfabrikMagirus transportierte dann
anstatt Brot fortan Weinkisten und Weinfässer und Onkel Josef stand
wie immer schon im hellbraunen Kittel mit gespitztem Bleistift hinter seinem
Stehpult. Ich glaube, ich habe ihn noch nie anders gesehen als mit diesem
Kittel.
Auf unserer Hofseite standen in den Garagen der große
3-tonner 3,6 Liter 6-Zylinder Opel-Blitz-Möbelwagen mit langem Fahrgestell.
Diese wurden kriegszeitbedingt nach der Zerstörung des Brandenburger
Opel-LKW-Werkes nur noch bei Mercedes gebaut, und das auch nach dem krieg
noch solange die Stuttgarter noch keinen eigenen LKW dieser Tonnage produzieren
konnten. Die Hälfte der Produktion mußte vertragsgemäß
in Rüsselsheim abgeliefert werden. Später, als Mercedes Ende
49 seine eigene Entwicklung, die in vielen Details noch auf der Blitz-Konstruktion
basierte, auf den Markt brachte, übernahm Opel die restlichen Fahrgestelle,
alle Teile und Halbzeuge, und bot diesen Blitz noch bis 1954 an. Unser
Blitz hatte nur ein Bremslicht links, dafür war die Frontscheibe ausstellbar
und Fahrer Erfen brachte den Blitz in meinem Beisein mal auf fast 110 Tacho!
Der Borgward Hansa 1500, unser erster neuer PKW nach dem Krieg war inzwischen
vom 54´er Kapitän abgelöst und ein Olympia-Rekord Caravan
diente dem Kundendienst und den Verkäufern. Später gab es dann
viel mehr Autos auf unserem Hof.
Doch zurück zur "Einberufung": Eigentlich war
das doch nicht so schlecht, zwar mußte ich meist die knapp 3 Kilometer
zu Fuß zurücklegen, doch es ging die gesamte Keupstraße
lang, und da gab´s immer was zu sehen. Außerdem war ich in
guter Gesellschaft. Onkel Carl Becker war unser Schulrektor, der mußte
auch zu Fuß gehen, er kam mit der Straßenbahn bis zur Kreuzung
wo´s gekracht hat und hatte dann den selben Weg wie ich. Überhaupt
gab es an der ganzen Schule kein einziges Auto, nur mein Klassenlehrer
Schweigert hatte ein flammenneues "Herrmännchen" und das schloß
er jeden Morgen auf der "Toilette für den Lehrkörper" ein. Die
lag neben der zerbombten Turnhalle. Da standen nur noch die Außenmauern
und drinnen wuchsen Bäume. So war das damals.
Im Laufe der vier Volksschuljahre konnte ich das Wirtschaftswunder
beobachten, manches immer noch zerbomte Haus wurde wieder aufgebaut und
es gab immer mehr Fahrzeuge auf der Keupstraße. Sogar entlang der
Fabrikmauer von Felten&Giliaume standen die ersten Arbeiterautos, Fulda-Mobil,
Kleinschnittger, Messerschmitt, Lloyd, Gutbrod, Champion und auch schon
mal ein Käfer, hier und da ein P4 oder ein Vorkriegs-DKW. Und wenn
das große Eisentor der Kraftwagenhallen dort mal offen war, riskierte
ich immer einen Blick in den Hof. Ab und zu bekam ich den chromfunkelnden
schwarzen 300´er Adenauer der Direktion zu Gesicht und ich erinnere
mich noch genau an ein gerade bei der Vorstellung der aktuellen S-Klasse
gepriesenes Detail, die Blinker im Spiegel. Von wegen neu, der 300´er
von Felten& Giliaume hatte das schon vor 45 Jahren und die verchromten
Spiegel mit integriertem Blinker saßen auf langen geschwungenen Füßen
an den vorderen Kotflügeln, ich glaube sogar auf den langen Blinkern.
Wir tankten 'Rheinpreussen' damals, manchmal an einer
kleinen Tankstelle am Stadtgarten, die bewirtschaftete ein Kriegsversehrter
und mit seinem einem Arm pumpte er abwechselnd zwei 5-Liter Glasbehälter
voll. Während er den einen vollpumpte, lief das Benzin aus dem anderen
in den Tank. Und wenn wir in unser Wochenendhaus ins Bergische fuhren,
kamen wir an der Höhenberger Kreuzung vorbei, da hing noch eine Ampel
mit Drehzeiger mitten drüber. Ganz zu Anfang, so um 1950, das Tempo-Dreirad
war gerade vom 3 -Tonner Blitz abgelöst, gings per Möbelwagen
ins Wochenende. Der Borgward Hansa war noch nicht geliefert, und im Blitz
war genügend Platz, denn das Wochenendhaus stand noch nicht und unser
Ferienzimmer in Großelterns Pension war oft von fremden Gästen
belegt. Bald schon gings dann aber schneller und bequemer mit dem dunkelroten
Hansa 1500. In dem hat meine Mutter die ersten Fahrversuche gemacht. Es
hat fürchterlich geruckt und ich hatte panische Angst, daß wir
in der Agger landen, weil der große Parkplatz, auf dem sie üben
durfte, gleich am Fluß lag.
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Unser erster neuer PKW nach dem Krieg, ein 50´er
Borgward Hansa 1500 |
hier fehlt noch ein Foto eines der V8 von Tante Marta,
wenn ich nur das Album mal bekomm ... |
und hier fehlt noch eins vom Opel Blitz, auch das
ist in dem vermaledeiten Album :-( |
Aber sie fuhr dann doch gut, einmal hat Sie später
am Heiligenhauser Berg einen schweren Lastzug rechts überholt, das
war allerdings schon mit dem 54´er Kapitän. Es hat mächtig
gestaubt und war nur möglich weil der Lastzug sehr langsam und der
Seitenstreifen sehr breit war. Am Wochende kam auch meistens "Tante Marta",
die war Kriegs-Witwe, "vollschlank" und war die Freundin von Onkel Conni.
Das Familiengezeter hinter ihrem Rücken wegen der "läppischen"
12 Jahre Altersunterschied zu ihrem Nachteil habe ich damals noch nicht
so erfassen können, aber die Storck-Kamellen und die Faam-Rollen machten
sie so sympatisch. Ach ja, das Auto! Tante Marta hatte eine Fabrik, Goldringe,
Goldschmuck, Modeschmuck und vieles mehr. Herr Kutzki war ihr Chauffeur,
der hatte dann manchmal das Einzelzimmer in der Pension. Meistens fuhr
er aber mit dem Zug zurück und erschien Sonntagabends ebenso wieder
zur Abholung von Tante Marta. Das Auto mußte natürlich da bleiben.
Tante Marta fuhr vom Augenblick des Erscheinens BMW V8. Der parkte dann
auch oft beim Kaufhof und der Kaufhalle, denn da war Tante Marta Lieferant.
Bevor Herr Kutzki zum Zug lief, mußte er noch den Wagen putzen. Er
war immer froh, wenn gutes Wetter war, dann hatte er das zu Hause erledigt
und mußte nur ein paar Fliegen entfernen. Tante Marta schwärmte
immer vom V8, Sie übernahm zum Schluß noch einen der letzten
3,2 Super. Den jagte Onkel Conni mächtig - war ja nicht seiner. Einmal
fuhren wir zu einer Hochzeit ins Vorgebirge, auf der Aachener Autobahn
stand die Tachnadel bei 190 Stundenkilometer und es pfiff unüberhörbar.
Tante Marta betonte immer, das macht nur mein V8!
Zu dieser Zeit war ich im Internat im Wittgensteinschen,
das war ein altes Schloß, und wenn Elternsprechtag war oder Ferienbeginn,
dann fuhren ne Menge schicker Wagen vor. Doch der BMW V8 war selten, und
ich war ganz stolz wenn ich mal mit ihm abgeholt wurde. Die Fahrt in der
großen bequemen Limousine begeisterte mich schon damals, ich liebte
den Klang des 8-Zylinders, das sonore Auspuffbrummeln und die schiere Kraft,
wenn einmal ein Überholvorgang notwendig wurde. Leider ergab es sich
nicht so oft, das Onkel Conni die Tour mit dem BMW machen konnte. EInmal
kam er sogar mit seinem DMW F 102, das war mir dann schon fast peinlich
... . Obwohl der in rot/schwarz und mit zusätzlichen Chromstreifen
an de Flanke und der Dachrinne gut ausschaute.
Einen V8 fuhr auch der kleine Architekt Zanders. Der
hatte ein Geschäftshaus für uns gebaut und kam eine Weile nach
Vaters Tod immer geschniegelt im Maßanzug mit Hut und Blumen und
machte meiner Mutter den Hof . Mutter war das immer furchtbar peinlich,weil
er sehr klein geraten war und besonders beim Fahren mindestens drei Unterlegkissen
brauchte, damit er über´s Lenkrad schauen konnte und er selbst
mit
Hut immer noch nicht die Größe von Mutter ereichte. Aber sein
maronroter V8 3200S, der gefiel mir, doch er als Vaterersatz ...? Er hat
das dann wohl eingesehen und tauchte dann nicht mehr auf.
Manchmal ergibt es sich, daß meine Mutter in
meinem Barockengel mitfährt. Dann spricht sie immer von Tante Marta
mit ihrem dicken V8, dem Chauffeur Kutzki und dem kleinen Architekt Zanders.
Waren das Zeiten .... .
Später bewunderte ich dann die schönen BMW
Fahrzeuge bei den ersten V8-Treffen. Anfangs der 80´er Jahre kaufte
ich schließlich meine ersten beiden V8, einen hellgrauen 57´er
mit großem Stoffschiebedach und einen 58´er, in eben
dem schönen maronrot. Hier auf den Fotos ist der Tag der Ankunft zu
sehen, 'Lucki' transportierte öfter mal etwas für mich. Der rote
V8 war gesund und nach Reingung und Politur sah er gar nicht übel
aus. Selbst die Innenausstattung war unverbraucht und die Originalpolster
dank Schonbezügen wie neu. Doch erst 10 Jahr später folgte die
eigentliche Sammelleidenschaft des weißblauen bayrischen Fabrikates
und damit weitere große BMW.
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Hier die Ankunft per Transporter ... |
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